Anfang des 20ten Jahrhunderts war die Kurische Nehrung im Sommer ein Rückzugsort für viele Künstler. Dass dort nicht nur Thomas Mann sein Feriendomizil aufschlug, sondern auch Maler wie Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff ist noch wenig bekannt. Außerhalb Litauens dürfte ebenso wenig bekannt sein, dass auf der anderen Seite des Haffs sich seit einigen Jahren ein bemerkenswertes Musikfestival etabliert hat. Im nur mehrere hundert Einwohner großen Ort Kintai findet sommers das „Kintai Music Festival“ statt. Aus einem musikpädagogisch motivierten Programm mit Konzert in der Weihnachtszeit ist ein Sommerfestival von künstlerischem Rang entstanden. Das Zentrum der Veranstaltungen ist die katholische Kirche von Kintai; doch breitet sich das Festival nunmehr in der Region auch auf andere Veranstaltungsorte aus. Innerhalb von 10 Tagen wird ein ebenso abwechslungsreiches wie ambitioniertes Programm geboten. Von kleinen Besetzungen wie Soloklavier oder Duett mit Violine und Klavier bis hin zu großem Chor mit Perkussion, von „klassischem“ Repertoire bis zeitgenössischer Musik, von Meisterklassen bis Konzerten wird ein weiter Bogen gespannt. Die Direktorin Audra Juodeškienė führt junge Musiker, etablierte Größen der klassischen Musik und das Publikum in charmanter Weise zusammen – und dies mit allzu begrenzten Mitteln.
Am Abend des 19.07.2019 stellte die junge russische Pianistin Yulia Rodimova mit Rachmaninows Variationen über ein Thema von Chopin und Scriabins Sonate in Gis-Dur op. 19 ihr Können unter Beweis. Das Duo CoLore mit Konrad Levicki (Violine) and Lauryna Lankutytė (Klavier) konnte nach der beeindruckender Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 von Brahms mit Debussys Sonate für Violine und Klavier in g-Moll überzeugen.
Dieses Festival verdient es bekannter zu werden und mehr Unterstützung zu erfahren.