Das Bayreuther Festspielhaus ist legendär. Erbaut nach den Entwürfen Richard Wagners dient es einzig dem Zweck, im Rahmen der Bayreuther Festspiele seine Opern (Bühnen(weih)festspiele, Musikdramen) aufzuführen. Nur bei seltenen, außergewöhnlichen Gelegenheiten wurden Werke anderer Komponisten gespielt, z. B. die Faust-Sinfonie von Franz Liszt, die neunte Sinfonie Beethovens oder wie zuletzt beim Festakt zum 100. Geburtstag Wieland Wagners Werke von Berg und Verdi.Die Anmutung des Gebäudes ist eher schlicht. So war es auch von Wagner beabsichtigt. Gerade von innen erinnert die Architektur durchaus an eine einfache Markthalle des 19. Jahrhunderts. Doch der Schein trügt. Die gesamte Architektur ist darauf ausgerichtet, die Werke unter optimalen Bedingungen aufzuführen. Anders als in den meisten damals (und heute) gebauten Opernhäusern ist von den meisten Sitzplätzen eine gute Sicht auf die Bühne möglich. Die größte Besonderheit stellt wohl der abgesenkte und gedeckelte Orchestergraben dar. Die Akustik des Saals kann für diese Werke wohl nur als optimal beschrieben werden. Zwar führt der indirekte Klang, der aus dem Graben kommend auf der Bühne reflektiert werden muss, dazu, dass die Instrumente nicht mehr zu orten sind und sich der Klang des Orchesters und der Sänger mischt, gleichwohl bleibt eine erstaunliche Transparenz erhalten. Insbesondere die Stimmen der Sängerinnen und Sänger können sich leichter gegen das Orchester absetzen. Für den warmen Klang des Hauses ist wesentlich auch die Holzkonstruktion des Saales verantwortlich, wodurch der gesamte Saal als Resonanzkörper wirkt. Selbst die Sitze im Parkett sind Klappsitze aus Holz, wie man sie aus den Hörsälen von Universitäten kennt. Dass diese nun aus Sorge um die Akustik oder aus traditionellen Erwägungen heraus nicht bequemer gestaltet werden können, ist jedoch Unsinn. Sobald Zuschauer auf den Sitzen Platz genommen haben, ist die Oberfläche des Materials akustisch nicht mehr wirksam. Interessanterweise sind auch die Originalklappsitze offensichtlich bequemer gewesen als die heutigen. Dass sich die Zuschauer auf harten Sitzen quälen müssen, lag also keineswegs in der Absicht Richard Wagners. Im Richard-Wagner-Museum in Bayreuth kann man einen Klappsitz der Originalausstattung bewundern. Die geflochtene Sitzfläche wird deutlich bequemer gewesen sein als die heutige Holzfläche. Wer es bequemer mag, kann auf den Balkon oder die Galerie ausweichen, wo die Sitze wie Kinosessel gepolstert sind. Allerdings ist diese Bequemlichkeit nur um den Preis deutlich höherer Temperaturen und ggf. schlechterer Sicht und Akustik zu haben.
Auch wenn anderenorts ebenfalls auf hohem und höchstem Niveau die Werke Wagners aufgeführt werden, wer sie unter den besten Bedingungen und wie von Wagner intendiert hören möchte, kann dies nur im Bayreuther Festspielhaus.