Benvenuto im Staatenhaus

Am Samstag hieß die Kölner Oper im Staatenhaus das Publikum zur dritten Aufführung von Hector Berlioz Oper „Benvenuto Cellini“ willkommen.

Die Kritiken in den regionalen Zeitungen und in der Süddeutschen Zeitung hierzu waren recht verhalten. Der Inszenierung wird mangelnde theatralische Kraft vorgehalten, die Akustik im Staatenhaus bemängelt.

Die Kritik erscheint mir nur zum Teil berechtigt. Das Orchester ist hinter der Bühne hinter einem Schleiervorhang und Säulen recht weit vom Publikum entfernt. Dies führt in der Tat dazu, dass die Feinheiten des großen Dirigats auf dem langen Weg verloren gehen, das Orchester bisweilen hinter dem massiven Chorgesängen allzu zurücktritt. Einen Vergleich mit der Spielstätte „Oper am Dom“ (Musicaldome oder kurz: „Mülltüte“) braucht das Staatenhaus jedoch keineswegs zu scheuen. Im Musicadome standen Orchester und Sänger ebenfalls in einem schwierigen Verhältnis. Nur bei einer einzigen von mir besuchten Aufführung konnten geschicktes Bühnenbild und erfahrenes Dirigat zu einem wirklich befriedigenden Klang führen (Arabella unter Soltesz). Ansonsten adsorbierte die extrem trockene Akustik den Gesang allzusehr und machte den Orchesterklang dumpf. Im Staatenhaus ist der Klang insgesamt Dank der längeren Nachhallzeiten voller und natürlicher.

Doch zur Aufführung selbst: Hauptleistungsträger des Abends waren zweifelsohne das Grüzenich Orchester und sein Dirigent Francois Xavier Roth und der Opernchor. Bei den Sängern gefielen mir Nikolay Didenko (Papst) und Katrin Wundsam (Ascanio) besonders. Emily Hindrichs machte ein gutes und viel versprechendes Debut an der Kölner Oper als neues Ensemble-Mitglied. Ich bin positiv gespannt auf ihre nächsten Rollen. Carlos Padrissa und seinem Team gelingt es mit zumeist stimmigen Bildern den Abend kurzweilig zu gestalten. Richtig ist, dass der Oper keine Idee aufgezwängt wird. Wenn die Kritiker bemängeln, dass beispielsweise zwischen Teresa und Cellini keine knisternde Erotik entstünde, haben sie zwar recht, allerdings geben weder Musik noch Libretto hierzu passendes her. Cellini ist kein großer Romantiker, sondern aufgeklärter Macher. Gerade bei einem Stück, das selten gespielt wird, ist das Publikum dankbar, dass das Stück und die Musik zur Geltung gebracht werden. Dieses spendete zurecht großen Applaus für alle Beteiligten.

Wer am Donnerstag- oder Samstagabend noch Zeit hat: Es lohnt sich!

http://www.oper.koeln/de/programm/benvenuto-cellini/994

Lacrimosa dies illa …

Das gestrige Konzert des WDR Sinfonieorchesters hatte durch die Ereignisse in Paris eine besondere Aktualität gewonnen. Die beiden männlichen Solisten fassten zu Beginn in deutscher und englischer Sprache die Betroffenheit der Künstler Worte und setzten so die Aufführung und  die Texte aus Benjamin Brittens „War Requiem“ in den aktuellen Kontext. Dass dies zu großer Nachdenklichkeit und Betroffenheit führte, war aber der großartigen Musik und der ebenso großartigen Präsentation derselben geschuldet. Es  ist müßig, die Leistungen der Einzelnen hervorzuheben. Den größten Einzelapplaus heimsten um Schluss die Chöre (Kölner Domchor, Rundfunkchor Berlin, WDR Rundfunkchor Köln) ein. Auch wenn alle drei Solisten (Elza van den Heever, Sopran; Andrew Staples, Tenor; Hanno Müller-Brachmann, Bariton) hervoragende Leistungen erbrachten, wird mir Elza van den Heever in besonderer Erinnerung bleiben. Der dunkel timbrierte Sopran fügte sich in die Chorpassagen ein und hob sich genauso, scheinbar mühelos vom Chor ab, wenn dies die Musik verlangte. Mit Martyn Brabbins als Dirigenten war es gelungen einen exzellenten Einspringer für den erkrankten Semyon Bychkov zu finden. Ein selten bewegender Abend. Am 18.11.2015 kann man das Konzert um 20.05 Uhr auf WDR 3 im Radio nachhören.